Osteopathie oder Physiotherapie – Gemeinsamkeiten & Unterschiede der Behandlungsansätze

Viele Patienten setzen sich mit der Frage auseinandersetzen, welche Unterschiede sich bei der Behandlung durch einen Osteopathen und der eines Physiotherapeuten ergeben. Dabei ist es, gerade wenn Schmerzen auftreten, von besonderer Bedeutung, die individuell passende Behandlung zu finden.

Obwohl sich die beiden Berufe auf den ersten Blick sehr ähneln, unterscheiden Sie sich in Bezug auf Ausbildung, therapeutische Prinzipien und Behandlung. Dieser Blogbeitrag soll Ihnen dabei helfen herauszufinden, welche Therapie in Ihrer Situation am besten geeignet ist.

Unterschiede in der Ausbildung von Osteopathen & Physiotherapeuten

Osteopathen studieren 4 bis 5 Jahre lang und schließen mit einem Master-Abschluss in Osteopathie (MSc. oder MOst) ab. Um in der Schweiz praktizieren zu können, müssen Osteopathen außerdem beim Schweizerischen Roten Kreuz (SRK) registriert sein.

Das Studium der Physiotherapeuten hingegen dauert maximal 4 Jahre. Ihr Studium beenden sie mit einem Bachelor-Abschluss in Physiotherapie (BSc Physiotherapy). Auch Physiotherapeuten müssen beim SRK registriert sein – ihr Berufsverband ist die Physioswiss.

 

Der Behandlungsansatz – Osteopathie vs. Physiotherapie

Der Hauptunterschied von Osteopathen und Physiotherapeuten besteht darin, dass Erstere vorwiegend mit ihren Händen behandeln, während Letztere eher mit Übungen arbeiten. Osteopathie und Physiotherapie verfolgen außerdem beide ein gemeinsames Heilungsziel, unterscheiden sich aber in Ansatz und Philosophie.

In der Osteopathie wird der Körper als Ganzes betrachtet und der Ursprung einer Pathologie gesucht: Das Wohlbefinden hängt vom Gleichgewicht mehrerer Systeme (Muskel-Skelett-System, viszerales System usw.) ab, die miteinander interagieren und sich gegenseitig beeinflussen.

Der Osteopath wird oft zuerst konsultiert, um den passenden Behandlungsansatz für den jeweiligen Patienten herauszufinden – die Konsultation eines Osteopathen kann sowohl heilend als auch präventiv sein. Osteopathen gehen grundlegend davon aus, dass alle Teile des Körpers eng miteinander verbunden sind und der Körper über einen eigenen Heilungsmechanismus verfügt.

Physiotherapeuten hingegen geben zwar Ratschläge zur Lebensweise und zu Bewegungstechniken, richten ihre Aufmerksamkeit aber in erster Linie auf die Verbesserung eines bestimmten Körperteils.

Laut der Physioswiss »hilft die Physiotherapie dabei, Bewegung und Funktion so weit wie möglich wiederherzustellen, wenn jemand durch eine Verletzung, eine Krankheit, eine Entwicklungsstörung oder eine andere Behinderung beeinträchtigt ist». Das bedeutet, dass Physiotherapeuten für die Beurteilung spezifischer Probleme ausgebildet sind und Ihre Maßnahmen eher lokal ausrichten. Häufig werden Patienten behandelt, die zur muskulären Rehabilitation überwiesen wurden.

Osteopathie, Physiotherapie und ihre Gemeinsamkeiten

Je nach Patienten und seinen Schmerzen können Osteopathen und Physiotherapeuten die gleichen Behandlungstechniken anwenden (Weichteiltechniken, Muskelenergetik, Dehnung, passive Gelenkmobilisierung, spezifische Bewegungen). Beide können außerdem Ratschläge zur Vorbeugung wiederkehrender Symptome und Übungen zur Wiederherstellung des Körpers geben.

Was zeichnet die Osteopathie besonders aus?

Zu den Besonderheiten der osteopathischen Behandlung gehören die Manipulation der Wirbelsäule und der Gelenke (bekannt durch das «knackende» Geräusch) – außerdem viszerale und kraniale Techniken.

Der Physiotherapeut konzentriert sich vermehrt auf Rehabilitationsübungen, die die Muskeln stärken und die Ausdauer des Körpers verbessern. Er setzt Ultraschall, Dry Needling, Cryotherapie und transkutane elektrische Nervenstimulatoren ein, um spezifische Probleme zu behandeln.

 

Die Symbiose von Osteopathie & Physiotherapie

Für Osteopathen und Physiotherapeuten gilt: Einer kann den anderen nicht ersetzen.

Wenn gezielte Rehabilitationsmaßnahmen erforderlich sind, gilt es, einen Physiotherapeuten zu konsultieren. Umgekehrt kann ein Physiotherapeut ohne entsprechende Ausbildung keine Osteopathie praktizieren. Sie sind absolut unterschiedlich – wenn auch komplementär.

Formelle Studien zur Behandlung von Rückenschmerzen haben die Wirksamkeit von Osteopathie und Physiotherapie als sich ergänzende Behandlungen gezeigt. Gibt es beide Berufe in derselben Klinik, kann Ihr Therapeut Sie zügig an einen anderen Behandler überweisen.

Osteopathie oder Physiotherapie – Unser Fazit

Letztendlich ist es am wichtigsten, dass Sie möglichst schnell etwas gegen Ihre Schmerzen unternehmen. Je länger Sie die Schmerzen ruhen lassen, desto schwieriger wird es, sie loszuwerden.

Die endgültige Entscheidung hängt überwiegend von Ihren persönlichen Vorlieben ab. Bedacht werden sollte außerdem der Kostenpunkt der jeweiligen Behandlung – der Tarif für Osteopathie liegt meist höher als der der Physiotherapie, da Osteopathen einen Masterabschluss absolviert haben.

Sie haben also die Wahl: Manche von Ihnen haben vielleicht das Gefühl, dass sie von der persönlichen Betreuung und der individuell verordneten Behandlung durch den Osteopathen mehr profitieren würden. Andere bevorzugen den Weg der Physiotherapie, lernen die entsprechenden Übungen und übernehmen mehr Verantwortung für ihre eigene Genesung. Die dritte Möglichkeit? Die Vorteile von Osteopathie und Physiotherapie gemeinsam nutzen!